Maritime Leidenschaft und eine Landratte auf Abwegen
- gaarz8
- 16. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Apr.
Folge 13
Ich habe eine Leidenschaft, die mit den Fischkopp–Genen zusammenhängt: See–Abenteuer. Ich liebe Segelschiffe, ich liebe den Donner der Kanonen, ich liebe unverhoffte Segelmanöver, ich liebe das Entern von französischen Prisenschiffen.
Ich liebe die maritimen Romane um die fiktiven Seehelden Horatio Hornblower, Richard Bolitho, Jack Aubrey, Nataniel Drinkwater, Nicholas Ramage und und und – und seit Neuestem John Quentin. Ich habe sie alle gelesen und frage mich, das nebenbei, wem ich die langsam vergilbenden Bücher einmal vererben kann. In der Zwischenzeit lese ich alle zwei–, dreimal … so wie ich es mit guten (skandinavischen) Krimis mache.
Die wenigsten meiner Blog–Leser können vermutlich etwas mit „Achterdeck“ „Midshipman“, „halsen“, „Linienschiff“ oder „Seite pfeifen“ anfangen. Ich schon. Ich bewahre dieses Wissen als meinen ganz persönlichen Schatz, da lasse ich keine Rheinland–Landratte heran.

Eines allerdings muss ich zugeben: Meine eigenen „seemännischen“ Erfahrungen beschränken sich auf die Zeit als Wachmann auf einem Schwimmkran im Hamburger Hafen. Damit finanzierte ich mir mein Studium (siehe Fischkopp–Blog Nr.4: "Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet".
Aber ich bin nicht allein. Hinter meinem neuen Helden „John Quentin“ verbirgt sich ein waschechter Kölner: der Autor Erwin Resch. Seine Romanserie kann sich an vielschichtigen Figuren und maritimen Detailkenntnissen durchaus mit einem Cecil Scott Forester (Hornblower) oder einem Alexander Kent (Bolitho) messen.
Gleich im ersten Band spioniert John Quentin – als Mädchen verkleidet – den französischen Flottenadmiral in Brest aus und steckt drei dichtbeieinanderliegende Linienschiffe in Brand. Er erhält als 17–Jähriger das Kommando über einen bewaffneten Kutter, zwingt zwei gegnerische Fregatten, auf Grund zu laufen, kapert eine Korvette und erobert so nebenbei das Herz der Gattin des britischen Gouverneurs auf Gibraltar. So mag ich es.
Deshalb war ich noch gespannter auf eine neue Romandilogie (also zwei Bände) von „Mac P. Lorne“ über den einst real existierenden Helden aller Seehelden: Admiral Horatio Nelson, den Begründer der britischen Seeherrschaft nach seinem Sieg in der Schlacht bei Trafalgar im Jahr 1805. Eigentlich war sein Leben spannender als jede Fiktion. So begann ich mit der Lektüre. Doch mitten beim Lesen des ersten Bandes stutzte ich: „Das hast Du doch schon irgendwo gelesen!“ In der Tat: Ganze Kapitelabschnitte – wörtlich oder leicht gekürzt – stammen aus einer 1977 erschienenen Biografie über „Nelson – Admiral und Diplomat“. Das Buch nimmt einen unscheinbaren Platz in meiner maritimen Bibliothek ein. Erschrocken muss ich sagen: Im Wissenschaftsbetrieb würde einem Klau-Autor dafür der Doktortitel entzogen.
Mac P. Lorne heißt übrigens gar nicht so, sondern schlicht Matthias Lisse. Er floh nach eigenen Angaben 1988 aus der DDR und war in jüngeren Jahren Militaryreiter. Er lebt in Bayern, also weit weg vom Fischkopp–Land.
Und ich bin froh, dass ich nichts zu erfinden brauche und nichts kopieren und abschreiben muss(te), um mir meine Brötchen zu verdienen. Da lobe ich mir sogar noch die Kölner Bäbbelschnüss und Strunzbüggel.


