"Hauptstadt der Bekloppten"
- gaarz8
- 13. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Aug.
Folge 16
„Köln ist die Hauptstadt der Bekloppten“, urteilte der Kabarettist (neudeutsch: „Comedian“) Guido Cantz über seine Heimatstadt. Recht hat er. Anlass zu seiner Schelte: Die städtische Verwaltung in Köln will den Begriff „Spielplatz“ abschaffen und durch „Spiel-und Aktionsfläche“ ersetzen. Dazu soll(t)en rund 770 Schilder ausgetauscht werden. Der bisherige Begriff sei nicht mehr zeitgemäß. Glücklicherweise haben sich neben Guido Cantz auch viele Prominente über diesen Schildbürgerstreich empört. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ war es sogar eine Titelseite wert. Und selbst Oberbürgermeisterin Henriette Reker ging auf Distanz zur eigenen Verwaltung. Damit dürfte der Plan vom Tisch sein.

„Mit Worten lässt sich trefflich streiten“, wusste schon Altmeister Johann Wolfgang von Goethe. Ich will das Thema gar nicht vertiefen; vor den Auswüchsen der gendergerechten Sprache (ich sage nur: „Lehrer:innen“) bewahrt mich glücklicherweise die bewährte journalistische Praxis in Tageszeitungen und Zeitschriften, die das Gendern ignoriert beziehungsweise durch die Neutral- oder Paarform ersetzt, liebe Leserinnen und Leser.
Ein weiteres Beispiel für die „Modernisierer“ unserer Sprache (nebenbei: Haben die nichts Besseres zu tun?) kann ich mir aber nicht verkneifen: In meinem eher verschlafenen Wohnort Bergisch Gladbach hat die Verwaltung das „Seniorenbüro“ umgetauft in „Fachstelle Älterwerden“. Startschuss war eine „Sozialraumkonferenz“ (wat dat?), auf der – Zitat der Initiatoren: „… sehr konstruktiv miteinander gearbeitet wurde, wobei tolle und zukunftsweisende Ergebnisse entstanden sind.“ Toll. Dazu fällt mir nichts mehr ein … außer Guido Cantz‘ Titulierung „Hauptstadt der Bekloppten“ auch auf die vorgelagerten Ortschaften auszuweiten.
Zum Schluss noch etwas Positives und Versöhnliches: In der nächsten Bundesligasaison werden mein Verein „Werder Bremen“ – ich bin dort zum Verdruss meiner Hamburger Freunde seit langem Mitglied – und der „1. FC Köln“ – mein Schwiegersohn ist dort Mitglied, ansonsten ein Super-Kerl – erstmals wieder aufeinandertreffen. Wir fahren zusammen ins Stadion. Als Sekundant kommt mein jüngster Sohn mit, der schon zu Kindheitstagen in Werder-Trikots und einer „Werder Bremen“-Umhängetasche herumlief. Vor Beginn des Spiels werde ich die Kölner Hymne („Mer stonn zo dir, FC Kölle“) leise mitsingen, aber im Hinterkopf erklingt natürlich die Werderaner Hymne („Lebenslang Grün-Weiß“). Danach ist Schluss mit lustig, ich bin dann für eineinhalb Stunden erbitterter und lautstarker Köln-Gegner. Auf dem Rückweg zur Straßenbahn werden wir gemeinsam ein Kölsch trinken … und ich mich über den 2:0-Sieg freuen …



