Fischkopp kann auch zanken
- gaarz8
- 9. Mai 2024
- 3 Min. Lesezeit
Folge 7
Mir ist nach Meckern über ein kölsches Grundmotto zumute ... anlässlich eines ernsten Themas, das mir am Herzen liegt. Die Rede ist vom Antisemitismus wider der kölschen Oberflächlichkeit: "Et es wie et es / Wat wellste maache?" Diese Gelassenheit als Grundtugend klingt schön und gut. Nicht aber, wenn es um demokratische Werte in der Politik geht. Da bin ich für klare Kante: gegen die AfD und erst recht gegen Judenhetze und Israelhass.
Wie es bei mir dazu kam? Während meines Studiums habe ich mich intensiv mit der Entstehung des Grundgesetzes beschäftigt. Den Vätern unserer Verfassung – allesamt Gebeutelte der Nazi-Zeit – ging es um die Prinzipien einer "wehrhaften Demokratie" ... also nicht alles hinzunehmen, sondern Grenzen zu setzen. Auch Grenzen der Meinungsfreiheit. Mein Grundmotto heißt deshalb: Wer Hass sät und schürt, stellt sich außerhalb der demokratischen Gemeinschaft. Es ist das Gegenteil von Laisser-faire.
Zu Judenhetze und Israelhass fallen mir zwei persönliche Erinnerungen ein: zum einen mein Besuch (mit der Bundeszentrale für politische Bildung) im Vernichtungslager Auschwitz und den – mir für alle Zeiten eingebrannten Bildern – der gesammelten Schuhe und Koffer der Ermordeten. Deshalb kann ich bei antisemitischen Sprüchen und Judenwitzen nicht tatenlos wegsehen. – Zum anderen habe ich als Jugendlicher das 800-Seiten-Epos "Exodus" von Leon Uris gelesen, mich durch die Gräuelszenen der Judenverfolgung gequält, aber auch stolz mitgefühlt beim heldenmütigen Kampf des jungen Israel um eine Heimat für die Überlebenden des Holocaust.
Das alles und viele politische Diskussionen prägten mich. Es spricht ja für sich, darauf hat mein Freund Uli Aghte hingewiesen, dass sich die Mördertruppen der Hamas nach Isaddin al-Kassam benannt haben, der Ende der 1920er-Jahre der Führer einer Terrorgruppe war, die Kibbuze überfiel und dabei wahllos Männer, Frauen, Alte und Kinder ermordete. Ziel war schon damals die "Vertreibung aller Juden" aus Palästina.
Und so gerate ich als "Fischkopp mit Prinzipien" in Konflikt mit der Kölner Nonchalance: "Et es wie et es / Wat wellste maache?" Nach dem Terroranschlag der Hamas im letzten Jahr offenbarte sich eine beschämende Wischiwaschi-Haltung der Kölner Kulturgrößen um Brings & Co: immer nur Unverbindliches und Relativierendes, aus Tätern werden Opfer und aus Opfern Täter, Hamas-Terroristen und Israelis werden gleichgesetzt.
Das ist leider typisch für diese Art von "pseudolinken Gutmenschen": ein Liedchen für ein bisschen Frieden plus der deutsche Benimm-Lehrerzeigefinger: "Seid alle anständig". So läuft das aber nicht, wenn Terroristen und ihre Sympathisanten ein ganzes Volk ausrotten wollen. Dann heißt es, sich zu wehren (das hat – nebenbei bemerkt – unsere Väter- und Großväter-Generation versäumt und verdrängt). Bei mir jedenfalls sind die Kölner "Friedensfreunde" unten durch.
Unten durch sind erst recht die sogenannten "Pro-Palästinensischen Protestler" – unter anderem beim Aufbau eines Protest-Camps vor dem Hauptgebäude der Kölner Universität. Um es deutlich zu sagen: Das sind keine demokratischen Demonstranten, sondern Terror-Unterstützer. Und wer Parolen skandiert und unterstützt: "From the River to the Sea, Palestine will be free" – der fordert ein "judenfreies" Land vom Fluss Jordan bis ans Mittelmeer. Adolf Eichmann lässt grüßen. Ich habe in einem Leserbrief an den Kölner Stadt-Anzeiger (ich bin sonst kein Leserbrief-Schreiber) die volle Härte der Kölner Polizei bei der Räumung des Camps gefordert ... und dass dieser Art von "Gast"studenten die Studienberechtigung entzogen werden solle. Übrigens: In Berlin hat die Polizei das Protestcamp auf Antrag der Unileitung geräumt; es gab Festnahmen wegen Volksverhetzung und Hausfriedensbruch. In Köln durfte das Protestcamp auf den Uni-Wiesen bleiben. Kölner, habt ihr sie noch alle?
Wohlgemerkt: ich bin kein Wüterich. Aber es gibt Bereiche, wo ich mich schäme. Fremdschämen nennt man das.



