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"Fischkopp" am Katzentisch der Mächtigen in Bonn

  • gaarz8
  • 31. Jan. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Aug. 2024

Folge 5


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Hamburg-Langenhorn war auch seine Heimat: Helmut Schmidt. Meine Eltern und die Schmidts kannten sich. Man plauschte mit Loki über deren Gartenzaun hinweg, man traf sich beim Einkaufen in der „Pro“, der Konsumgenossenschaft. Auch mein Vater trug zeitlebens einen „Elbsegler“ auf dem Kopf.

 

Ich selbst führte als ca. 13-jähriger Schüler mein erstes „journalistisches“ Interview für das Langenhorner Kirchengemeinde-Blatt mit dem damaligen Hamburger Innensenator. Das muss Ende 1961 gewesen sein, also vor seiner Berühmtheit während der Hamburger Flutkatastrophe im Februar 1962. Bei unserer ersten Begegnung war ich zum ersten und einzigen Mal in seinem Haus am Neubergerweg. Mich beeindruckte die Kunstsammlung an den Wänden, damals noch kleiner ... deren berühmte Namen ich erst heute zu schätzen weiß: von Paula Modersohn-Becker, Oskar Kokoschka, Karl Schmidt-Rottluff, August Macke bis hin zu dem NS-Anbiederer – wie wir heute wissen – Emil Nolde. Es gab bei Helmut Schmidt Coca Cola, das war für mich wie die große weite Welt. Ich weiß nicht mehr, um was es in dem Interview ging. Ich weiß nur, dass er sich viel Zeit nahm und mir half – auch beim Formulieren meiner eigenen Fragen.

 

Diese Nachhilfe benötigte ich später nicht mehr, als ich ihn in den 1980er-Jahren in Bonn wiedertraf und als inzwischen etablierter Journalist eine ganze Reihe von Interviews und Hintergrundgespräche mit dem Bundeskanzler führte. Er begrüßte mich auf platt, das galt als Auszeichnung.  In der Tat, ich fühlte mich gebauchpinselt, als Schreiberling am Katzentisch der Macht im Bonner Regierungsviertel. – Obwohl, richtig sympathisch war mir Helmut Schmidt nicht. Das kam erst viel später, als er im hohen Alter für viele von uns, auch für mich, zu einer moralischen und politischen Leitinstanz wurde. Ein letztes Mal begegnete ich ihm persönlich 2010, wenige Tage nach dem Tod von Loki. Da kam er im Rollstuhl aus seinem Haus am Neubergerweg, ein kleiner, in sich zusammengesunkener Mann – mit großer Aura. Ich blieb stehen und verneigte mich stumm vor ihm.

 

Vor einer anderen damaligen politischen Leitfigur würde ich mich heute nicht mehr verneigen. Ich spreche von Gerhard Schröder, mit dem ich einst im Juso-Bundesvorstand gemeinsam gegen die "Stamokaps" (zu denen kurz danach auch ein Jungspund namens Olaf Scholz gehörte) agierte. 1997/98 half ich als Teil des "Kampa"-Wahlkampfteams mit dafür, dass Gerhard Schröder neuer Bundeskanzler wurde. Aus der gemeinsamen Juso-Zeit erzähle ich gern die Geschichte unserer nächtelangen Skatrunden, aus denen meist "Acker" Schröder als Sieger hervorging ... aber nicht, weil er so gut Skat spielte, sondern weil er ein "Mauerbruder" war, der so lange mit dem "Reizen" wartete, bis er ein unschlagbares Blatt auf der Hand hatte. Das machte ihn nicht gerade beliebt.

 

Etwas Positives aus dieser Zeit will ich noch nachtragen: Bei den regelmäßigen bierseligen Treffen der Alt-Jusos lernte ich in Bremen eine der Organisatorinnen der damaligen Zusammenkunft kennen ... die allerdings leider von mir keine Notiz nahm.  Deshalb schrieb ich ihr am nächsten Tag einen Brief, der mit "Liebe Katrin, liebe Katja, liebe Karin" begann. Denn ich konnte mich zwar an ihre Augen erinnern, nicht aber an ihren Namen. Sie hieß und heißt "Kerstin", und inzwischen sind wir über 25 Jahre verheiratet.

 
 

https://www.fischkopp-in-koelle.de

E-Mail:: gaarz@media-team-gaarz.de

„Manchmal ist das Glück am größten, wenn es ganz klein ist. Deshalb würde ich, wenn ich mein Leben aufschreiben müsste, nur Kleinigkeiten notieren“ –Franz Kafka

 

Geschlechtsneutrale Ansprache. Für die bessere Lesbarkeit verzichte ich auf die Verwendung geschlechtsspezifischer Sprachformen. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter (m/w/d)

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